Dienstag, 28. Januar 2014

Gibt es Dämonen?

Meine persönliche Antwort darauf ist nein, die Antwort von Happy, der Frau unseres Vermieters, die auch mit uns zusammen wohnt, sagt ja und ich glaube, dass das in Tansania einige so beantworten würden.

Vor ein paar Tagen hatten wir beim Abendessen darüber nämlich ein Gespräch, nachdem bei einem Musikvideo wieder eine Frau gezeigt wurde, die sich auf dem Boden herumwälzte und schrie und wir daraufhin fragten was es damit auf sich hat. So etwas wird nämlich öfter im Fernsehen gezeigt und ich dachte, dass das vielleicht damit zu tun, dass diese Person irgendeine göttliche Eingebung hat oder sich Gott gerade besonders nahe fühlt. Happys Antwort darauf war allerdings, dass sie von einem Dämon besessen ist.

Mich hat das erst einmal an die Zeiten des Exorzismus in Deutschland und anderen Ländern erinnert, weshalb es mich sehr interessierte, wie das hier so ist.

Wie Happy uns erklärte, sind die Personen (meistens Frauen), die von einem Dämon besessen sind, ganz normal in der Gesellschaft integriert und verhalten sich auch, wie jeder andere. Selbst in die Kirche gehen sie. Sobald man von ihnen allerdings verlangt, dass sie den Namen Jesus oder Gott aussprechen sollen, fangen sie an mit einer anderen Stimme zu reden, werden aggressiv und wälzen sich auf den Boden, als ob sie Schmerzen hätten. Diese andere Stimme redet öfters auch ganz normal und sagt sogar, wie lange sie schon im Besitz dieses Körpers seien. Das klang für mich wirklich ein bisschen nach gespaltener Persönlichkeit oder schlechtem Horrorfilm, aber Happy fand das vollkommen normal und glaubt auch fest daran.

Als ich ihr dann davon erzählte, wie Dämonen früher bei uns ausgetrieben wurden war sie zum Glück richtig geschockt und hat gesagt, dass die einzige Methode, die hier angewendet wird, ist, für die betroffene Person zu beten oder ihr Naturheiltränke zu verabreichen. Nichts mit Gewalt und Verletzungen, womit ich es anfangs assoziiert habe.

Es sollen viele Leute daran glauben, weil sie es selber schon erlebt haben, wie auch Happy. Ihr ist das selber schon öfter begegnet, z.B. bei Gebetsrunden in der Uni oder in der Kirche. Einmal soll sogar ein Mädchen mit 10 oder 12 Jahren sechs erwachsene Männer überwältigt haben, die sie festhalten sollten, als sie aggressiv wurde.

Für sie und wahrscheinlich auch viele andere gibt es keine andere Erklärung, als das ein Dämon sein muss. Ich persönlich glaube dennoch nicht daran, weil es sich für mich eher nach Aberglaube anhört, allerdings finde ich es auch total interessant, wie abweichend bei so etwas die Meinungen sein können und solange den „besessenen“ Personen nichts angetan wird, auch vollkommen akzeptabel.

Das neue Schuljahr beginnt...


Seit zweieinhalb Wochen ungefähr ist das neue Schuljahr hier in Tansania im vollen Gange. Es beginnt nämlich nicht, wie in Deutschland, im September, sondern im Januar.

Allerdings heißt das nicht, dass alles schon so läuft wie im Jahr zuvor. Die erste Woche, nachdem meine Schule wieder geöffnet hat, hieß es für die Schüler erst einmal Shambawork, also Feldarbeit. Der Rasen musste gemäht, neue Felder angelegt und das ganze Gras und Unkraut zwischen den Maispflanzen entfernt werden. Das ist eine ganze Menge, wenn alles mit der Hand ohne sämtliche Maschinen geschieht.

Als es das Ende dieser Arbeiten näher rückte, gab es die ersten Staffmeetings (Lehrerversammlungen). Allerdings ist es nicht so, dass dort der Schulleiter jedem Lehrer sagt, was er in welcher Klasse unterrichtet, hier diskutieren die Lehrer das nach der Versammlung aus und erstellen dann zusammen einen Stundenplan. So bin ich jetzt die Lehrerin der Form 1 in Mathematik und Biologie – so wie ich es mir auch gewünscht habe ;)

Seit ungefähr einer Woche herrscht in der Schule jetzt wieder normales Treiben und es macht wirklich Spaß meine momentan 48 Schülerinnen (vielleicht werden es noch bis zu 52) zu unterrichten, auch wenn es mir teilweise schwer fällt das ganze auf Kiswahili zu machen. Aber Übung macht den Meister sagt man ja so schön :)

In geregelten Bahnen, wie in der Schule läuft es allerdings im Kindergarten noch nicht. Fast täglich wird wenigstens ein neues Kind angemeldet, wodurch ein normaler Ablauf, wie letztes Jahr noch nicht wirklich möglich ist. Dazu trägt auch noch bei, dass die neuen Kleinen teilweise ganz schnell Heimweh bekommen und dann weinen, nicht wissen wie was funktioniert und lieber spielen. Da kann es dann natürlich auch mal schnell passieren, dass man es nicht früh genug aufs Klo schafft und das ganze dann in die Hose oder auf dem Klassenzimmerboden landet. Ist aber ja alles schnell wieder sauber gemacht. Immer wieder erstaunlich finde ich, wie die größeren Kinder (mit 4 oder 5 Jahren) den Kleinen helfen. Sie gehen mit ihnen auf Klo, zeigen ihnen wo sie sitzen müssen und helfen beim schreiben oder Schuhe anziehen. Obwohl sie noch so jung sind, sehen sie es als eine Selbstverständlichkeit ihren kleineren Freunden zu helfen – ich bin immer wieder gleichermaßen erstaunt und erfreut :)

Dadurch, dass noch einiges erlernt und beigebracht werden muss, sind die Tage im Kindergarten ziemlich anstrengend – das mindert aber keinesfalls die Freude!

Heute z.B kam auch wieder ein neues Kind, das eine Behinderung hat. Welche weiß ich leider nicht, dafür ist mein Kiswahili noch nicht gut genug, aber er singt, summt oder macht andere Geräusche, aber redet nicht. Außerdem malt er alles an, was er in die Finger bekommt. Tafel, Wände, Stühle und auch die Hefte der Kinder. Und das ist etwas was diese überhaupt nicht verstehen können – entweder sie sehen das als Zeichen, dass sie auch alles machen dürfen, oder sie fangen an zu weinen. Aber wie erklärt man einem kleinen Kind, das furchtbar stolz auf sein neues Heft war, bevor hineingekritzelt wurde, dass der Junge nichts für seine Behinderung kann und man seine Hefte sofort wegpacken muss, sobald man fertig? Vor allem, wenn man die Sprache noch nicht so gut beherrscht. Kein so leichtes Unterfangen, aber am Ende des Kindergartens habe ich es dann doch einigen erklären können.

Sobald sich das anfängliche Kuddelmuddel dann gelegt hat, möchte ich ansprechen, ob man die Kinder nicht vielleicht in zwei Gruppen aufteilen kann, dass man altersbezogen besseren Unterricht machen kann. Ich hoffe die Lehrerin findet das auch eine gute Idee oder lässt es mich zumindest ausprobieren, aber da sie eine sehr nette und auch verständnisvolle Person ist, bin ich da mal ganz optimistisch :)

Mittwoch, 1. Januar 2014

1001 Eindrücke

Nungwi

Die letzten drei Wochen war ich auf Reisen. Eine Zeit mit wahnsinnigen vielen Erfahrungen, Erlebnissen und neuen Eindrücken. Aber nicht, dass das jetzt so klingt, als würde ich während meiner Arbeitszeit nur Urlaub machen – keinesfalls! Die Schule und auch der Kindergarten haben seit Anfang Dezember bis jetzt Ferien, deswegen hatten wir genügend Zeit ein bisschen was vom Land zu sehen, was natürlich genutzt werden muss :)


Besuch bei Marie und Julia

Als erstes sind wir Marie in Tandala besuchen gegangen. Dort war ich zwar schon für unsere Welcome-Days, aber da ich zu diesem Zeitpunkt noch ziemlich überfordert von allem war, konnte ich das gar nicht so wahrnehmen, wie bei unserem jetzigen Besuch.
Mein erster Eindruck war – hier ist es aber kalt und nass!! Allgemein war das bei den Einsatzstellen der anderen (Marie, Julia und Fredi) der Fall, liegt aber einfach daran, dass sie viel höher in den Southern Highlands liegen, wie wir in Ludewa (bei uns ist es bis jetzt immer schön mollig warm).
Sonst ist es aber in Tandala wirklich schön! Wir haben Marie bei ihrer Arbeit im Büro geholfen (einen deutschen Vertrag ins Englische zu übersetzen ist gar nicht so einfach, auch nicht zu dritt ;)), waren beim Wasserfall und haben dort gepicknickt, waren bei Maries Schweinchen Amani und haben uns mit den ganzen Leuten, die wir an den Welcome-Days kennen gelernt haben unterhalten.
An einem Abend wurden wir auch zu Samo und seiner Familie eingeladen. Samo war das vergangene Jahr in Deutschland als Freiwilliger und sein Vater vor ein paar Jahren ebenfalls, wodurch sie beide Deutsch sprechen und sich immer freuen, wenn sie sich mit Deutschen unterhalten können. Und ganz tansanisch war das Essen so lange nicht beendet, bis jeder von uns sich mindestens zwei mal Nachschlag geholt hatte – ich war am platzen und bin die 20 Minuten Fußweg zu Maries Häuschen nur noch gekugelt!
Plätzchen gebacken haben wir natürlich auch noch, schließlich war es ja kurz vor Weihnachten!! Das war aber vielleicht was: der alte Holzofen in Janiks (Freiwilliger von Mission ein Welt) Haus hat die Hitze nämlich mehr aus seinen Löchern obendrauf abgegeben, als seitlich den „Backraum“ zu beheizen. Aber mit etwas Geduld und sämtlichen Stopfmaterial wurden unsere Zimt- und Schoko-Lebkuchen-Plätzchen doch noch super lecker – fanden auch alle Tansanier :)
Nach 5 Tagen ging es dann zu Julia nach Bulongwa, um zu schauen wo sie lebt und arbeitet. Das Weisenhaus, in dem sie arbeitet ist wirklich schön, vor allem der Chekechea, also der Kindergarten. Dort gibt es ganz viele Spielsachen und keinen Unterricht, wie in dem Kindergarten, in dem ich arbeite. Vielleicht liegt das daran, dass das Weisenhaus von einer Finnin gegründet wurde, vielleicht aber auch nicht. Allgemein gibt es nämlich im Aufbau der Kindergärten hier sehr große Unterschiede, wie ich durch Gespräche mit anderen Freiwilligen festgestellt habe. Auf jeden Fall hat das Weisenhaus, in der Stunde, in der wir es und angeschaut haben, auf mich einen guten Eindruck hinterlassen.


Weihnachten bei Fredi

Um unser „Freiwilligen-Weihnachtsfest“ schön vorzubereiten, ging es nach Makete zu Fredi, wo wir feiern wollten. Wir haben alle zusammen ein „Monoply Tansania“ gebastelt, das wir an Heiligabend spielten (war zwar wirklich aufwendig, aber das Resultat ist super und macht mega viel Spaß!!). Außerdem mussten wir ja noch weihnachtlich dekorieren (wir hatten sogar einen Tannenbaum, auch wenn er eigentlich nur aus ein paar einzelnen Zweigen zusammengebunden war), Wichtelgeschenke fertig machen und natürlich - besonders wichtig – das Weihnachtsessen vorbereiten.
Das war sowieso das Beste (auch wenn es etwas länger gedauert hat alles auf einem kleinen Holzkohleofen zuzubereiten)! Es gab Wraps auf tansanisch ;) Chapati umfunktioniert zu Tortillias und als Füllung Gurken, Tomaten, Zwiebeln, Paprika, Peperoni, Knoblauch, Karotten, Karottengemüse, Tomatensauce, Tomaten-Avocado-Sauce, Avocadocreme, Erbsencreme, Kohl (unser Salatersatz) und alles mögliche an Gewürzen! Einfach wahnsinnig lecker!! Dazu gab es Glühwein, wobei der eher nicht so gut geschmeckt hat, weil der Wein den wir gekauft haben mehr nach Essig mit Zucker, als nach Wein geschmeckt hat – aber „hamna shida“.
Nachdem wir vollgefüllt, wie es an Weihnachten sein muss, waren, haben wir dann unsere Wichtelgeschenke ausgetauscht, so hatte jeder wenigstens eine Kleinigkeit zum auspacken. Ich habe von Fredi eine selbst gemachte Stiftebox bekommen – das war nämlich unsere Regel; es musste selbst gemacht sein.


Sansibar – eine kleine Welt für sich

Als wir auf Sansibar ankamen, hatte ich erst mal einen kleinen Schock – und ich weiß bis jetzt noch nicht, ob ich ihn positiv oder negativ einordnen soll. Überall „wazungu“ (Weiße) und jeder spricht dich auf Englisch an... Absolut ungewohnt, wenn man, wie wir, das Dorfleben gewohnt ist.
Unser Hotel war mitten auf dem Markt, also total gute Lage und außer dem Imam – dem man auf Sansibar aber überall, egal wo man ist, hört – war es auch erstaunlich ruhig.
Jeden Abend aßen wir im „Forodhani Garden“. Für jeden, der so gerne isst wie ich, ist das einfach ein Paradies! Jeden Tag ab ungefähr sechs Uhr abends, fingen in dieser Art Park die Leute an ihre Essensstände aufzubauen – von Tischen mit frischem Fisch und Meeresfrüchten, Zanzibar-Pizza und sämtlichen Fladenbroten bis hin zu Fruchtständen, Zanzibar-Suppe oder Zuckerrohrsaft (schmeckt richtig lecker mit Limette!!) gab es alles. Dort treffen sich Touristen sowie Tansanier und man kommt wahnsinnig schnell in ein Gespräch, vor allem, wenn man Kiswahili kann (auch wenn es noch nicht so gut ist).
Da wir die Tage, die wir auf Sansibar waren auch wirklich nutzen wollten, haben wir versucht so viel wie möglich zu sehen, ohne dabei in Stress zu geraten, was sehr schwer fällt, da wir alle schon die tansanische Ruhe angenommen haben :)
So fuhren wir hoch an die Nordspitze in den kleinen Ort Nungwi, um dort einen Strandtag zu verbringen, oder machten eine sehr ausgiebige Shoppingtour.

Stown Town
Sklavenammern
Gewürzstand
Stone Town ist die Altstadt von Zanzibar Town, der Hauptstadt von Sansibar, und hat so einiges an Sehenswürdigkeiten zu bieten. In den alten persichen Bädern mitten in der Stadt konnte man sich mit ein bisschen Vorstellungskraft sehr gut vorstellen wie die Leute früher ihre Hamambäder genossen. Natürlich unter strikter Geschlechtertrennung – die Frauen Vormittags und die Männer Abends. Sansibar war, bis die Briten 1873 den Sklavenhandel verboten haben, der „Haupt Lager- und Verkaufspunkt“ der Sklaven, die über den Indischen Ozean verschifft wurden. Zwar steht jetzt auf dem alten Sklavenmarkt eine anglikanische Kirche, dennoch gibt es noch einiges, was an das unmenschliche Geschehen dort erinnert. Unter der Kirche gibt es noch die „Sklavenkammern“, in die bis zu 75 Menschen gepfercht wurden, der Altar der Kirche wurde aus rotem Stein gefertigt und steht genau an der Stelle, an der die Menschen ausgepeitscht wurden, um ihren „Wert“ zu ermitteln (umso mehr der „Sklave“ geschrien hat, desto weniger war er wert, weil er nicht zäh genug war), und vor der Kirche steht ein Sklavendenkmal. Außerhalb von Stone Town, aber dennoch in unserer selbstorganisierten Tour enthalten, waren die Maruhubi Palast Ruinen. Sultan Barghash hat diesen (leider nach ein paar Jahren durch Feuer komplett zerstörten) Palast, mit 14 Schlafzimmern (Schlafraum, kleiner Swimmingpool und eigener Toilette), eigenen Hamam-Bädern, 3 großen Swimmingpools, einem großen Schlafsaal und einem neuartigen Abwassersystem, das durch Ebbe und Flut geregelt wurde, erbauen lassen. Aber wofür braucht er einen solchen Palast? Angeblich hatte der Sultan neben seiner Hauptfrau, die in seinem zweiten Palast in Stone Town lebte, noch 99 weitere Frauen, die in diesem Palast wohnten und die er mehrmals wöchentlich besuchte. Da ist dann natürlich klar, wieso er zwei Paläste braucht!



Da man, wenn man schon einmal auf Sansibar ist, eine der bekannten Spice-Touren nicht verpassen darf, stand das auch auf unserer Liste und es war richtig interessant! Neben dem Aussehen und Anbauen der Gewürze, bekam man auch noch erklärt, wie man sie in Speisen verarbeitet und für medizinische Zwecke gebraucht. So wird zum Beispiel Ingwer für Männer und Muskatnuss für Frauen als eine Art Viagra verwendet, Cardamom hilft gegen Alkohol- und Zigarettengeruch, wenn man es kaut, die Massai kauen scharfe Chillischoten, dass ihr Körper anfängt zu schwitzen, um sich abzukühlen, Nelken helfen gegen Zahnschmerzen, Verdauungsproblemen und Übelkeit und die Wurzel des Zimtbaums wirkt wie Eucalyptus sehr gut gegen Erkältungen und verschnupfte Nasen. Was man nicht alles im Urlaub lernen kann!
 Insgesamt waren die Tage auf Sansibar komplett anders als auf dem Festland und ich habe mich nicht wie in Tansania gefühlt, sondern eher, wie im Urlaub in einem arabischen Land, aber trotzdem wunderschön!


Mein Geburtstag auf der Polizeistation

Eigentlich hat mein Geburtstag ganz schön begonnen. Die anderen haben mich in unserem Hotelzimmer in Dar-es-Salaam mit einem Geburtstagslied geweckt und mir mein kleines Geschenk überreicht – einen Kanga und Kekse.
Da wir am Tag zuvor mit dem Taxifahrer Fabian, mit dem wir schon öfters gefahren sind, abgemacht hatten, er solle uns abholen und zum Busbahnhof fahren, warteten wir nur darauf, dass er kam. Stattdessen kamen allerdings zwei andere Taxifahrer, die alles über uns wussten, was wir auch Fabian erzählt hatten und sagten sie würden uns fahren, weil dessen Auto kaputt gegangen sei – also glaubten wir ihnen, vor allem, weil sie auch total nett waren und sehr gutes Englisch konnten. Während der Fahrt haben wir dann noch einen Mann mitgenommen, der, wie uns gesagt wurde, in die gleiche Richtung müsste. Doch nach ca. 15 Minuten Fahrt durch kleine unübersichtliche Gassen hielten sie an und sagten sie wären schlechte Menschen und sie wollen unser ganzes Geld haben. Zuerst mussten wir alle Handys ausschalten und dann wurden alle Handtaschen einzeln gründlich durchsucht. Wertsachen, Bargeld und Visakarten haben sie dabei eingesammelt, allerdings sagten sie, sie wollten nur Geld haben und der Rest wäre zur Sicherheit, bis sie das Geld hätten. Da wir aber für sie zu wenig Bargeld dabei hatten, zwangen sie uns, indem sie drohten uns Gewalt anzutun die Pinnummern der Visakarten zu sagen. Allerdings ging das nur von Maries und Fredis Karte, da Constanzes angeblich verloren gegangen sei (sie hat es geschafft ihren Geldbeutel unauffällig auf den Boden fallen zu lassen, so dass nicht einmal wir es merkten), auf Julias kein Geld war und ich meine in Ludewa vergessen hatte. Wir zu vier Banken gefahren und jedes mal kam der „Chef“ wieder ins Auto und erklärte die Automaten wären nicht gegangen und er hätte kein Geld bekommen, weshalb sie als Ersatz jetzt auch unsere Wertsachen nehmen würde. In Wahrheit gingen natürlich die Bankautomaten und er hat beide Visakarten komplett leer geräumt. Bevor sie uns dann in irgendeiner leeren Seitenstraße wieder haben gehen lassen, gaben sie uns 150000 Tsh (ca 75€), dass wir gleich zum Bus und nicht zur Polizei gehen (sie wussten sehr genau wie man so einen Überfall/Raub machen muss, weshalb wir auch glauben, dass sie das nicht zum ersten Mal gemacht haben).
 Raus aus dem Auto und um 3 Handys, 2 Kameras und ziemlich viel Geld leichter, gingen wir dann so schnell es ging zur nächsten Polizeistation. Entgegen meinen Erwartungen und dem Lesbaren aus Reiseführern haben sich die Polizisten größte Mühe gegeben uns zu helfen. Sie haben unsere Aussagen aufgenommen, sind den Weg, den wir noch wussten, mit uns abgefahren, haben uns etwas zu Trinken und zu Essen gegeben, haben sich Einsicht in das Videomaterial der Banken geben lassen und haben jedem seinen eigenen Report gegeben. Der Chef der Polizeiwache in diesem Viertel von Dar hat uns dann auch erklärt, dass er der Meinung ist, dass diese Bande woanders herkommen müsse, weil in seinem Gebiet seit 8 Monaten kein solcher Vorfall mehr geschehen sei, da die Leute zu viel Angst vor seinen Bestrafungen hätten. So etwas ist also keinesfalls an der Tagesordnung und schlechten Menschen kann man überall wo man ist über den Weg laufen. Abschließend haben uns zwei Polizisten in einem Kleinbus noch zu einem sicheren Hotel begleitet, um sicher zu sein, dass uns nicht noch etwas passiert. Sie haben sich also die größte Mühe gegeben, sich um uns zu kümmern, was nach so einem Vorfall wirklich das Beste ist, was einem passieren kann!



Busfahrten


Das Busfahren in Tansania ist eigentlich immer ein Abenteuer, so auch auf unserem Heimweg zurück in die Einsatzstellen. Da ist es nichts besonderes, das unter deinem Sitz eine lebende Ziege fesgeschnürt ist und immer wieder Laute von sich gibt oder an deinem Schuh knabbert, der Bus anhält, dass alle Insassen einen Unfall auf der Straße begaffen können, oder der Busfahrer vergisst, dich in der Stadt aussteigen zu lassen, die du ihm gesagt hast. Besonders war allerdings auf der Fahrt von Njombe nach Ludewa, dass es plötzlich angefangen hat zu hageln – und zwar so richtig! Auf den Feldern sah das dann aus wie Schnee, nur das die meisten Tansanier noch nie real Schnee gesehen haben, weshalb der ganze Bus in großer Aufruhr war und man von überall „Ohh“ und „Ahh“ und „Ohaa“ hören konnte und jeder versuchte ein Bild von dem „Schnee“ zu machen.

Langweilig wird es also nie :)








Montag, 9. Dezember 2013

Weihnachtszeit, Weihnachtszeit, jetzt ist es bald so weit..

Omas Päckchen
Nicht einmal mehr zwei Wochen und dann ist Weihnachten. Jedem in Deutschland hängen wahrscheinlich schon die Lieder aus den Ohren, weil man seit Anfang November kaum mehr etwas anderes zu hören bekommt. Überall gibt es Plätzchen, Lebkuchen oder sonstiges Weihnachtsgebäck zu kaufen und die Straßen und Häuser sind voll von Nikoläusen und irgendwelcher Leuchtdekoration.

Davon hört, sieht und schmeckt man bei mir hier in Ludewa nichts. Das ist schon irgendwie komisch, vor allem, wenn man in facebook Bilder von Weihnachtsmärkten sieht oder von den Zuhausgebliebenen hört, wie weit die Vorbereitungen für Geschenke und sonstiges schon gediehen sind.

Wir haben hier 25-30 Grad (keine eisigen Temperaturen, wie in Deutschland), keine Weihnachtsmusik (die haben Constanze und ich vor unserer Abreise leider vergessen) und auch kaum Weihnachtsstimmung. Aber was wir haben sind Plätzchen, weil meine liebe Omi schon Anfang November angefangen hat Plätzchen zu backen und mir ein Päckechen voll davon und Schokolade geschickt hat, einen Adventskalender, den ich von meiner Mami bekommen habe und sogar einen Weihnachtsbaum (aus grünem Stoff und an der Wand hängend ;) ), den wir jeden Tag immer mehr schmücken, mit den Anhängern, die in Constanzes Adventskalender sind.

So wie mir die Tansanier ihr „Krismasi“ bisher geschildert haben, ist es kein besonders wichtiger Feiertag. Die Familie geht zusammen in die Kirche und das wars. Keine Geschenke, kein Festtagsessen, kein Beisammnesein. Ein ganz normaler Tag mit einem etwas längerem Gottesdienst, als sonst.

Wir versuchen uns unser Weihnachten fern von zu Hause trotzdem so schön und vertraut wie möglich zu machen. Gefeiert wird bei Fredi in Makete mit allen Mädels vom Diakonischen Werk, wir kochen zusammen (was wissen wir noch nicht, weil jeder was anderes möchte ;) ), backen vielleicht Plätzchen, schauen Weihnachtsfilme und wichteln. So bekommt dann jeder sogar ein kleines Geschenk!! Auch wenn es mit Sicherheit für alle etwas seltsam wird, wird es trotzdem schön.

Ich hoffe alle, die nicht mit ihrer Familie feiern, weil sie irgendwo in der Weltgeschichte herumfliegen, haben auch ein schönes Weihnachtsfest und vielleicht sogar ein kleines Päckchen zu öffnen :)


Frohe Weihnachten!!! Heri ya Krismasi!!

Mittwoch, 27. November 2013

There´s nothing like a giant pot of honey to sweeten up a day (Winnie Pooh)

Honig aus den Waben drücken

Da hat der liebe Winnie Pohh wohl recht! Honig ist wirklich wahnsinnig lecker, nur wie man den Honig von den Bienen bekommt wusste ich bisher noch nicht genau, schließlich geht es nicht so einfach, wie bei Winnie Pooh: Einfach seine Hand in den Bienenstock und schon hat man Honig!

Aber wie man hier in Tansania „asali“ (Honig) macht, habe ich das letzte Wochenende gelernt. Da sind wir (Constanze und ich) nämlich mit einem meiner Lehrerkollegen in sein Heimatdorf gefahren und haben das dort gemacht.


Nach der Stunde Busfahrt und nochmal ungefähr einer Stunde laufen sind wir in dem kleinen Dorf Wecha – das ohne Strom schön inmitten der Livingston Mountains liegt – bei Chenders (das ist der Lehrer aus meiner Schule) Mama angekommen. Eigentlich wollten wir gleich nach den Bienenstöcken schauen, weil es vor kurzem dort einen Buschbrand gab und einige Bienen verbrannt sind, aber Mama Chender bestand darauf, dass wir erst Tee und Mandazi essen. Zum Glück!! Das waren nämlich die besten Mandazi, die ich bisher gegessen habe!! Normalerweise sind sie nämlich aus normalen Weizenmehl, aber sie hat sie aus Ulesi (einer Art Hirse, die in diesem Dorf angebaut wird) gemacht und das war so lecker! Ich habe dann auch so viel gegessen, dass ich fast geplatzt bin :)

Danach ging es dann aber zu den Bienenstöcken, die vor dem Feuer gerettet werden konnten, nur leider waren da keine Bienen mehr... Man konnte zwar noch die verlassenen Bienenwaben, die noch nicht fertig gebaut wurden, sehen, aber Honig war da keiner.

Bevor es wieder zurück zu Mama Chender ging, haben wir dann noch ein paar Vorbereitungen getroffen, um am Abend Honig aus dem Bienenstock von Mama Mkubwa (Chenders Tante) zu machen: Um die Bienen etwas zu „betäuben“ und ihre Aggressivität bisschen zu dämmen haben wir einen Bambusast gefällt und in das daraus entstandene Rohr trockene Blätter einer bestimmten Pflanze gestopft und dann angezündet. Hat man dann in das Rohr geblasen kam ziemlich viel Rauch heraus. Nur leider hatten Constanze und ich das mit dem Pusten und gleichzeitig Luft hohlen nicht ganz so gut drauf und haben uns nach unserem Testversuch so gefühlt, wie sich wohl die Bienen eigentlich fühlen sollten ;)

Bei Mama Mkubwa haben wir dann ein Huhn als Gastgeschenk bekommen – ganz schön komisch, dachten wir doch immer der Gast bringt dem Gastgeber etwas mit, aber in dieser Gegend ist das umgedreht. Ich persönlich mag es ja lieber wenn ich die Hühner in der Gegend herum laufen sehe, als wenn ich sie festgeklammert in den Händen halten muss (wie man an meinem Gesichtsausdruck auf dem Bild, das bald folgen wird nur unschwer erkennen kann), aber der Höflichkeit halber musste ich es auch packen und ein Bild mit dem armen Tier machen, das dann am folgenden Tag geschlachtet und gegessen wurde. Als es halbdunkel war konnten wir dann anfangen mit dem Honig machen. Da die meisten Imker hier keine Schutzkleidung haben, ziehen sie es vor im Dunkeln die Waben aus dem Nest zu schneiden, so dass die Bienen sie nicht sehen und somit weniger oft stechen können. Da das Bienennest von Mama Mkubwa aus einem alten Wasserpott in einem Bananenbaum bestand und es wirklich schwer war etwas zu erkennen – nicht nur wegen der Dunkelheit, sondern auch weil die Bananenpflanze den Pott quasi in sich aufgenommen hatte – zogen wir es vor Chender alles machen zu lassen und ihm nur etwas mit seinem Handy zu leuchten, worüber er auch wirklich froh war, weil er ziemlich Angst hatte, dass wir gestochen werden. Er wurde nämlich über 10 mal an Händen und Kopf gestochen!

Nachdem er die Bienen ungefähr 5 Minuten eingeräuchert hatte, begann er dann vorsichtig und mit bloßen Händen die Waben aus dem Nest zu schneiden. Wir konnten es uns natürlich nicht verkneifen den guten Honig direkt aus den Waben zu saugen, nachdem wir die Bienen hinfort gescheucht haben – ich kann wirklich sagen Winnie Pooh hatte recht, dass es nichts besseres gibt!! :)

Sobald alle Waben aus dem Nest und in unserem Eimer verschwunden waren, begannen wir damit, vorsichtig alle Bienen auf dem Boden und aus dem Pott einzusammeln, um sie dann bei den verlassenen Bienenstöcken wieder auszusetzen in der Hoffnung, dass wir die Königing auch erwischt hatten. Nur mit dieser bleibt das Bienenvolk nämlich zusammen. Damit hatten wir dann die Arbeit für diesen Abend geschafft und sind wirklich platt ins Bett gefallen – wir hatten bei Chenders Mama unser eigenes Zimmer mit zwei Betten darin. Die Gastfreundschaft ist hier immer wieder verwunderlich herzlich!

Am nächsten Morgen wollten wir eigentlich noch mit einem anderen erfahreneren Mann Honig machen gehen, nur leider kam dieser nicht. Deswegen begannen wir, nachdem wir bisschen die Gegend angeschaut und allen möglichen Leuten einen Besuch abgestattet haben, damit, den Honig aus den Waben zu „zwingen“. Normalerweise stellt man die Waben in einem Gefäß nämlich nur den ganzen Tag in die Sonne, bis der Honig so weich ist, dass er von selbst aus seinen Löchern fließt. Allerdings war es an diesem Tag sehr bedeckt – die Regenzeit beginnt langsam – weshalb diese Methode nicht praktikabel war und wir darauf umstiegen den Honig mit der Hand auszupressen. Eine sehr klebrige, aber leckere Angelegenheit :)

Und so hatten wir dann am Ende des Tagen eineinhalb Liter selbst gemachten – bzw selbst von den Bienen geklauten – Honig, der furchtbar lecker schmeckt und laut der Angaben der Dorfbewohner auch gegen Erkältungen und Verletzungen helfen soll. Das haben wir aber noch nicht ausprobiert :)

Dienstag, 29. Oktober 2013

Schule und Kindergarten - anders als in Deutschland?


Auf jeden Fall! Und die Unterschiede beginnen auch schon im Kindergarten, der, wie ich finde, mehr Ähnlichkeiten mit unserer Grundschule aufweist, als mit etwas anderem.


Noch bevor der Kindergarten beginnt und die Lehrerin da ist, sind die meisten der ca. 45 Kinder schon da, spielen im Dreck (ganz zum Leidwesen ihrer Mütter, die die Uniformen, die die Kleinen tragen, wieder sauber bekommen müssen) und nehmen alles in den Mund was sie finden - von Holzstücken bis hin zu Flaschendeckel.
Wenn die Lehrerin kommt, wird sich in drei Reihen aufgestellt und aus vollem Halse die tansanische Nationalhymne gesungen. Dabei ist es wirklich süß mit anzusehen, wie jeder versucht die anderen in Lautstärke zu übertreffen!
Im Klassenzimmer – es sieht wirklich aus wie ein Klassenzimmer nur mit viel kleineren Tischen und Stühlen – beginnt dann der Unterricht. Schreiben, Lesen, Rechnen und sogar Englisch. Wobei allerdings keine Alterstrennung stattfindet. Alle werden zusammen unterrichtet, was es natürlich sehr schwierig macht. Die Ältesten müssen auf die Grundschule vorbereitet werden, weshalb der Unterricht meistens für sie ausgelegt ist. Dabei langweilen sich die Jüngsten, die das noch nicht verstehen und meistens einfach nur den „Großen“ nachplappern. Wenn die Klasse zu laut ist (was aus diesem Grund häufiger vorkommt), nicht gehorcht oder etwas falsch gemacht hat, wird entweder mit dem Bambusstock fest auf ihren Tisch geschlagen, so dass sie erschrecken, oder sie werden selbst geschlagen! Wenn sie dann weinen – auch wenn sie aus anderen Gründen weinen – werden sie nicht etwa in den Arm genommen und getröstet, wie ich es für „normal“ halte, sie werden meistens einfach stehen gelassen, bis sie aufgehört haben zu weinen. (In solchen Situationen will ich am liebsten immer zu den Kindern laufen, allerdings ist das hier nicht üblich, weshalb man auch sehr komisch angeschaut wird, wenn man das dann macht und weshalb ich es dann nur manchmal mache.)
Das ist etwas, womit ich wirklich nicht zurecht komme. Wie man Kinder als Bestrafung einfach schlagen kann, verstehe ich nicht und ich glaube, dass sich das in diesem Jahr auch nicht wirklich ändern wird.
Diese Methode ist hier so in der Kultur verankert und gewissermaßen kann man das sogar verstehen. Bedenkt man, dass schon die Kleinsten von ihren Eltern durch Schläge erzogen werden, dies sich dann im Kindergarten, Grundschule und in der Secondary School fortsetzt – teilweise sogar in manchen Colleges und Universitäten, wie wir erzählt bekommen haben – ist es kein Wunder, dass diese Kinder es nicht anders kennen und ihre Kinder wiederum auf die gleiche Weise „erziehen“. So zieht sich das in einem fortwährenden Teufelskreis weiter und leider habe ich bisher nur sehr wenige Tansanier getroffen, die gegen die Prügelstrafe sind. Viele verstehen es auch gar nicht, wenn man ihnen erklärt, dass das in Deutschland verboten ist, fragen, wie die Schüler denn dann etwas lernen und bestraft werden und rechtfertigen sich damit, dass diese Art der Bestrafung unter anderem von den Deutschen selbst, während sie in Tansania Kolonialherren waren, eingeführt und etabliert wurde. Auch wird man eher belächelt, wenn man sagt, dass man selbst nicht schlagen wird und lieber zu anderen Bestrafungen, wie z.B. Holz oder Müll sammeln greift.
Aber zurück zum Kindergarten! Wenn die Lehrerin keine Lust mehr hat, oder etwas anderes zu tun hat, geht sie auch einfach mal aus dem Klassenzimmer, sagt zu den Kindern zuvor „lala!“ (Schlaft!) und beauftragt einen der Älteren (mit einem Stock ausgestattet) darauf zu achten, dass alle ruhig mit ihren Köpfen auf der Schulbank liegen bleiben und keinen Quatsch machen. Auch das ist etwas, das für mich schwer zu verstehen ist, könnte man diese Unterbrechung doch als Spielpause für die Kinder benutzen, schließlich sind sie erst im Alter zwischen drei und sechs Jahren. Aber vielleicht kann ich, wenn ich etwas länger dort gearbeitet habe und auch besser die Sprache kann, dieses Thema mal ansprechen und das als Vorschlag bringen...
Zum frühen Mittagessen oder späten Frühstück – was von beiden es sein soll, habe ich leider noch nicht so recht herausgefunden :) - ,bei dem es meistens „kande“ (gekochte Bohnen mit Mais) gibt, setzen sich die Kleinen, nachdem sie alle schön ordentlich die Hände gewaschen haben, an die Wände von einem kleinen Raum und warten, bis die Lehrerin 2-3 der älteren Kinder beauftragt das Essen auszuteilen. Nach dem Essen wäscht immer eine kleine Gruppe zusammen ab und stellt das Geschirr zum trocknen in die Sonne, während die anderen Kinder ein bisschen Zeit zum spielen haben, bis es zurück ins Klassenzimmer geht. Dort wird meistens noch ein kleines bisschen Unterricht gemacht, die Anwesenheit der Kinder kontrolliert oder irgendetwas besprochen. Bevor es nach Hause geht singen alle Kinder immer ein englisches „Goodbye“-Lied und „tanzen“ dazu. Eigentlich wedeln sie vielmehr mit den Armen, aber lustig sieht es auf jeden Fall aus und hört sich auch so an, singen sie doch mehr „gudibai“ als „goodbye“, aber Spaß macht es ihnen auf jeden Fall!
Da ein Teil meines Heimweges der gleiche ist, wie von einigen Kindern, werde ich dabei immer von einer ganzen Horde begleitet, die alle an meinen Händen laufen wollen. Allerdings ist es bisschen schwierig zu laufen, wenn man an jeder Hand 3-6 Kinder hat, wodurch mein Weg immer etwas länger dauert :) Aber pole pole!


In der Schule läuft der Alltag ganz anders ab. Montags wird sich, noch vor dem Unterricht, auf dem Schulplatz, in frisch gewaschenen und gebügelten Schuluniformen, versammelt, die tansanische Flagge gehisst und das Schullied, sowie die Nationalhymne gesungen.
Kommen dabei Schüler zu spät oder gar nicht, werden sie bestraft – auch hier wieder mit Schlägen. Dafür gehen sie in das Lehrerzimmer, suchen einen der vielen Stöcke aus und bringen diesen dann dem Lehrer, der sie auch bestraft. Zum Glück musste ich allerdings bei solch einer Bestrafung noch nicht zu schauen! Für mich ist es schon schlimm genug, wenn ich es höre, was leider des öfteren vorkommt.
Der Unterricht selber läuft recht ähnlich wie bei uns in Deutschland ab, bis auf ein paar kleinere Unterschiede: Normalerweise sollte nur Englisch gesprochen werden, da aber, vor allem die Form 1, noch nicht so gut Englisch können, wird doch öfter noch zusätzlich auf Kisuaheli unterrichtet. Wenn die Schüler etwas sagen, müssen sie aufstehen und wenn sie an die Tafel kommen, um etwas aufzuschreiben, müssen sie mit einem Knicks die Kreide entgegennehmen. Anfangs fand ich das etwas irritierend, aber mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt.
Woran ich mich allerdings noch nicht gewöhnt habe – und, wie mit den Schlägen als Bestrafung, weiß ich nicht, ob sich das bei mir jemals einstellen wird – ist die „Unterwürfigkeit“ mit der die Schülern den Lehrern entgegentreten. Respekt vor Lehrern ist klar, ist bei uns – zumindest meistens – ja ebenso der Fall, aber hier wirken die Schüler richtig eingeschüchtert. Wahrscheinlich kommt das daher, dass sie jederzeit befürchten Schläge zu bekommen. Leider wird das, in meinen Augen zumindest, von den Lehrern auch ziemlich ausgenutzt (teilweise sagen sie auch, dass sie gern die Schüler herumkommandieren). So werden die Schüler für alles herangezogen – das Essen für die Lehrer ins Lehrerzimmer bringen, das Geschirr spülen, Räume sauber machen... Was bei uns als Bestrafung genommen wird ist hier also gewissermaßen selbstverständlich.
Ich versuche allerdings den Schülern gegenüber ebenbürtig aufzutreten, wobei sie trotzdem noch Respekt vor mir haben müssen. Teilweise ist das allerdings nicht so einfach, da sie es einerseits das Verhalten der anderen Lehrer schon so sehr gewohnt sind und ich andererseits immer bisschen als die Weiße belächelt werde. Ich glaube aber, dass meine Schülerinnen (in der Form 1 gibt es nur Mädchen, weil die Schule in naher Zukunft zu einer Mädchenschule umstrukturiert werden soll) mich mittlerweile schon voll und ganz akzeptiert haben und auch meinen Unterricht gut finden – zumindest schieße ich das aus ihrem Verhalten mir gegenüber :)


Vergangenes Wochenende war die Congratulation der Form 4. Das ist quasi die Zeugnisvergabe an die Abschlussklasse, bevor sie ihre Prüfungen schreiben, woraus eine Art offizielles Fest gemacht wird. (Nachdem die Schüler die Abschlussprüfungen erfolgreich bestanden haben und falls sie das Geld dazu haben, können sie an eine größere Secondary School gehen und dort die Form 5 und 6 besuchen, um danach dann studieren gehen zu können. Der Abschluss der Form 6 ist vergleichbar mit unserem Abitur.) Das war nicht nur schön mit anzusehen, weil es mal wieder etwas neues war, sondern auch weil man alle Schüler zusammen mal ganz ausgelassen erlebt hat und abgesehen davon hat es mich auch bisschen an meinen eigenen Abiball erinnert :)
Die ganze Woche gab es deswegen keinen Unterricht, weil die Schüler mit den Vorbereitungen beschäftigt waren – Tänze einstudieren, Lieder singen, Hütten gegen die Sonne bauen... An dem Tag selber hat man so richtig gemerkt, dass die Schüler der Form 4 ganz schön aufgeregt waren – und schick rausgeputzt waren sie noch dazu!
Zuerst gab es einen Gottesdienst, schließlich ist es ja eine katholische Schule. Danach ging der offizielle Teil los, mit den Aufführungen der Schüler, sämtlichen Reden und natürlich der Zeugnisvergabe und den Ehrungen. Und, wie meistens bei irgendwelchen tansanischen Festen, wurde das ganze moderiert, diesmal von einem Lehrer. Wie bei uns wurden, als dieser Teil vorbei war, wild Fotos gemacht von den Schülern gemacht. So einen Moment muss ja auch bildlich festhalten!! Bevor es dann ans Tanzen ging – wofür extra ein DJ organisiert wurde – gab es noch das typische Essen: Pilau (Gewürzreis), Wali (normaler Reis), Kartoffeln, Erbsen, Kohlgemüse, Fleisch und Wassermelone.
Das Tanzen am Schluss hat mich wirklich am meisten an meinen Abiball erinnert und es war wirklich schön zuzusehen! Selber zu tanzen habe ich dann doch lieber gelassen, wäre bestimmt peinlich für die Schüler geworden, wenn ihre deutsche Lehrerin, die nach ihrem Sinne nicht tanzen kann, zusammen mit ihnen auf der Tanzfläche steht :)


Mittwoch, 23. Oktober 2013

Von tansanischen Hochzeiten


Dass unser Vermieter, Faraja, in der Zeit heiraten wird, in der wir hier sind und dass wir wahrscheinlich dazu eingeladen werden, wussten wir bereits bevor wir herkamen. Wie eine tansanische Hochzeit allerdings abläuft, wussten wir nicht.


Zuerst wurden wir zu dem Send-Off von Farajas Zukünftigen in Mbeya eingeladen. Das ist vergleichbar mit unserem deutschen Polterabend. Dafür mussten wir auch keinen Eintritt zahlen. Bei Hochzeiten hier in Tansania muss man nämlich, wenn man zu der richtigen Feier möchte, Eintritt zahlen, ähnlich, wie wenn man für eine Art Festival zahlt. Dadurch bekommt man dann seine „Eintrittskarte“ - hat man diese nicht, kommt man, auch wenn man z.B. die Mutter des Bräutigams ist, nicht in die Halle, in der das Fest stattfindet.

In Mbeya angekommen wurden wir – Constanze, ich und noch 3 weitere Tansanier – in ein sehr luxuriöses und großes Haus gefahren, in dem wir, wie sich im Laufe des Abends noch herausstellte, zusammen mit Farajas Familie auch schlafen sollten. Nachdem wir dort gegessen und bisschen mit Farajas Familie beisammen gesessen haben, ging es dann in die große Halle, in der der Send-Off stattfand. Der war zu diesem Zeitpunkt schon im vollen Gange und wir ich war zuerst irritiert, weshalb wir so spät erst kamen. Das klärte sich allerdings schnell als wir erfuhren, dass die Familie erst später wie alle anderen offiziell in den Saal einzieht und dann vorgestellt wird – Constanze und ich gehörten offiziell mit zur Familie.

Nach weiteren Programmpunkten, wie das Anschneiden der Torte, gab es dann zum zweiten Mal an diesem Abend Essen – und zwar nicht gerade wenig! Die Torten hier sollte man sich allerdings nicht wie eine Torte in unserem deutschem Sinne vorstellen. Es ist eine Art sehr sehr süßer (die Tansanier mögen es gerne wahnsinnig süß!) Rührkuchen, der von einem bunten sehr dickem Zuckerguss umhüllt ist - an diesem Abend kanarienvogelgelb!

Zwischendurch wurde immer mal wieder sehr laut und freudig getanzt, wobei wir natürlich nicht einfach sitzen bleiben durften, vielleicht auch deswegen, weil unsere Tanzstil sehr amüsant für die Allgemeinheit war und wohl auch immer noch ist. Für tansanische Verhältnisse können wir Deutschen nämlich einfach nicht tanzen :)

Das Ende des Abends bestand darin unser Nachtlager, mit noch 7 weiteren Frauen, in einem kleinem Raum aufzuschlagen. Da allerdings der Platz- und Matratzenbedarf größer war als das zur Verfügung stehende, war kuscheln in dieser eher kurzen Nacht angesagt. Aber so konnte einem wenigstens nicht kalt werden :)


Nachdem wir dann – dank zweier Feiertage – die Woche darauf von unserem verlängertem Wochenende in Mbeya wieder nach Ludewa zurückkehrten, waren die Vorbereitungen für die Ankunft der Hochzeitsgäste schon im vollen Gange. Die ganze Außenfassade des Hauses wurde neu gestrichen (leider sieht es jetzt schon nicht mehr ganz so frisch aus), unsere Abstellkammer neben der Küche haben wir wieder zu einem bewohnbarem Gästezimmer umgewandelt und zusammen mit Mama Grace habe ich einen riesigen Berg Mandazi gebacken (Das ist ein süßes frittiertes Hefegebäck, dass gerne zum Frühstück gegessen wird)

Nachmittags kamen dann schon die ersten Gäste an – weitaus mehr wie Farja uns angekündigt hatte, aber so lernten wir gleich seine ganze Familie kennen (in Mbeya war nur ein kleiner Teil seiner Familie anwesend gewesen). Von den kleinen Kindern wurden wir gleich mit Mama Mzungu („weiße Mama“) begrüßt, was wieder zu allgemeinen Belustigung beitrug – auch zu unseren! Kaum nach ihrer Ankunft fingen die vielen Frauen auch schon an riesige Feuerstellen zu errichten, auf denen sie die nächsten Tage bis zur Hochzeit die großen Mengen an mitgebrachten Lebensmitteln verkochen konnten. Zum Glück wurde uns schon vorher erklärt, dass wir uns nicht wundern sollen, wenn die Gäste hier alles selbst in die Hand nehmen würden und kaum Hilfe bräuchten, sonst hätte ich mich glaube ich noch unnützer gefühlt. Aber nach kurzer Zeit haben wir dann doch etwas zum helfen gefunden – Gemüse schneiden :)

Schon am ersten Tag waren es so viele Gäste, dass wir anboten dass auch Frauen zusammen mit uns im Bett oder in unseren Zimmern schlafen könnten, dass es nicht zu eng wird in dem Matratzenlager auf dem Boden. Ich dachte auch, dass eigentlich kaum noch mehr Leute hier Platz hätten, aber dennoch wurden es von Tag zu Tag mehr.. Spätestens am Abend, wenn das Essen fertig war und angefangen wurde zu lauter Musik zu tanzen und sich zu unterhalten, war das Haus so voll, dass nicht mehr alle Leute Platz hatten. So lernten wir auch einen Tanz, der eigentlich immer getanzt werden kann, ob bei Festen, im Chor oder einfach nur so.

Als es am Freitag kurz vor der Hochzeit war, ging das Gewusel erst so richtig los – die Frauen wollten so schick wie möglich aussehen, die Kinder wollten lieber weiterspielen, als in ihre kleinen Anzüge gesteckt zu werden und auch die Männer putzten sich fein raus. Es war also ein ähnliches Durcheinander, wie wenn bei uns in Deutschland die ganze Familie zu so einem Fest geht :) Interessant war allerdings, dass die Frauen generationsweise die gleichen Kleider trugen, so wusste man gleich, wo sie dazu gehörten :)

Während die ganzen Gäste die bereitstehende Autokolonne füllten, die Ladeflächen der Jeeps als Tanzfläche nutzen und die zwei Kleinbusse besetzten, spielte ein Blasorchester, das auch den kompletten Weg zur Kirche Musik machte und das ganze zu einem großen Tanzfest verwandelte. Da die Kolonne anscheinend noch nicht auffällig genug war, fuhren so einige Pikipikis (gedrosselte Motorräder) ständig vor und zurück, fuhren Kreise und machten sämtlich Kunststücke, die ihnen einfielen.

An der Kirche angekommen holte der Bräutigam seine Braut offiziell aus dem Haus des Pastors ab, in dem sie – zusammen mit Familie und Brautjungfern – seit ihrer Ankunft in Ludewa wohnte und lief gemeinsam mit ihr, den Trauzeugen, den Brautjungfern, zwei Kindern, die aussahen, wie ein Minibrautpaar und der ganzen Familie in die Kirche ein. Die kirchliche Trauung war sehr ähnlich, wie bei uns in Deutschland, wenn man davon absieht, dass ständig eine große Gruppe Frauen tanzend und singend nach vorne lief, um das Brautpaar zu feiern.

Bevor es in die große Halle ging, in der der zweite Teil der Hochzeit stattfinden sollte, fuhr die ganze Kolonne, begleitet von tanzenden Kindern und Frauen, mit Umwegen zu einem großem Fußballplatz. Dort wurden dann die professionellen Bilder vom Brautpaar gemacht – mit über hundert Zuschauern, die um sie herum standen (ich glaube in Deutschland würde das kein Brautpaar gern so öffentlich machen!).

In der Festhalle angekommen ging dann der zweite offizielle Teil der Hochzeit los, wobei man sagen muss, dass es ziemliche Ähnlichkeiten mit dem Send-Off hatte.

Nachdem alle Gäste eingetroffen sind, zogen nacheinander erst die beiden Familien, dann die Brautjungfern, gefolgt von den Trauzeugen und schließlich das Brautpaar ein. Dabei wurde alles von einem Moderator (ganz schick in einen Regenbogenanzug gekleidet :)) kommentiert. Nachdem sich das frisch vermählte Paar gegenseitig seine Liebe gestanden hat, wurde die Torte – diesmal in weiß-rot gehalten – angeschnitten und sich gegenseitig mit einem Stückchen davon gefüttert, so wie es etwas später auch mit einem Glas Sekt gemacht wurde. Neben der großen Torte gab es auch noch kleine extra eingepackte Torten, die dann an die Familien verteilt wurden. Auch wurde natürlich denjenigen gedankt, die das ganze Fest vorbereitet und organisiert haben. Zwischendurch gab es immer mal kleine Pausen in denen Musik gespielt und fleißig getanzt wurde oder eine Showeinlage, z.B. von Farajas Bruder, der sang oder einem anderen Gast, der Michael Jackson nachahmte. Vor dem romantischen Hochzeitstanz wurden dem Brautpaar dann die Geschenke übergeben, die, meist sehr praktisch, für den zukünftig gemeinsamen Haushalt gedacht waren. Nach dem Essen, das traditionell mit Händen gegessen wurde, was nicht so praktisch ist, wenn man schick angezogen ist, wurde dann noch bisschen gefeiert – bei weitem nicht so lang, wie bei deutschen Hochzeiten – bis es dann zurück nach Hause ging.


Einerseits sind tansanische Hochzeiten also doch recht ähnlich zu deutschen, andererseits aber auch ganz unterschiedlich. Auf jeden Fall aber wahnsinnig aufregend für „Fremde“, wie uns Freiwillige hier.