Auf jeden Fall! Und die Unterschiede
beginnen auch schon im Kindergarten, der, wie ich finde, mehr
Ähnlichkeiten mit unserer Grundschule aufweist, als mit etwas
anderem.
Noch bevor der Kindergarten beginnt und
die Lehrerin da ist, sind die meisten der ca. 45 Kinder schon da,
spielen im Dreck (ganz zum Leidwesen ihrer Mütter, die die
Uniformen, die die Kleinen tragen, wieder sauber bekommen müssen)
und nehmen alles in den Mund was sie finden - von Holzstücken bis
hin zu Flaschendeckel.
Wenn die Lehrerin kommt, wird sich in
drei Reihen aufgestellt und aus vollem Halse die tansanische
Nationalhymne gesungen. Dabei ist es wirklich süß mit anzusehen,
wie jeder versucht die anderen in Lautstärke zu übertreffen!
Im Klassenzimmer – es sieht wirklich
aus wie ein Klassenzimmer nur mit viel kleineren Tischen und Stühlen
– beginnt dann der Unterricht. Schreiben, Lesen, Rechnen und sogar
Englisch. Wobei allerdings keine Alterstrennung stattfindet. Alle
werden zusammen unterrichtet, was es natürlich sehr schwierig macht.
Die Ältesten müssen auf die Grundschule vorbereitet werden, weshalb
der Unterricht meistens für sie ausgelegt ist. Dabei langweilen sich
die Jüngsten, die das noch nicht verstehen und meistens einfach nur
den „Großen“ nachplappern. Wenn die Klasse zu laut ist (was aus
diesem Grund häufiger vorkommt), nicht gehorcht oder etwas falsch
gemacht hat, wird entweder mit dem Bambusstock fest auf ihren Tisch
geschlagen, so dass sie erschrecken, oder sie werden selbst
geschlagen! Wenn sie dann weinen – auch wenn sie aus anderen
Gründen weinen – werden sie nicht etwa in den Arm genommen und
getröstet, wie ich es für „normal“ halte, sie werden meistens
einfach stehen gelassen, bis sie aufgehört haben zu weinen. (In
solchen Situationen will ich am liebsten immer zu den Kindern laufen,
allerdings ist das hier nicht üblich, weshalb man auch sehr komisch
angeschaut wird, wenn man das dann macht und weshalb ich es dann nur
manchmal mache.)
Das ist etwas, womit ich wirklich nicht
zurecht komme. Wie man Kinder als Bestrafung einfach schlagen kann,
verstehe ich nicht und ich glaube, dass sich das in diesem Jahr auch
nicht wirklich ändern wird.
Diese Methode ist hier so in der Kultur
verankert und gewissermaßen kann man das sogar verstehen. Bedenkt
man, dass schon die Kleinsten von ihren Eltern durch Schläge erzogen
werden, dies sich dann im Kindergarten, Grundschule und in der
Secondary School fortsetzt – teilweise sogar in manchen Colleges
und Universitäten, wie wir erzählt bekommen haben – ist es kein
Wunder, dass diese Kinder es nicht anders kennen und ihre Kinder
wiederum auf die gleiche Weise „erziehen“. So zieht sich das in
einem fortwährenden Teufelskreis weiter und leider habe ich bisher
nur sehr wenige Tansanier getroffen, die gegen die Prügelstrafe
sind. Viele verstehen es auch gar nicht, wenn man ihnen erklärt,
dass das in Deutschland verboten ist, fragen, wie die Schüler denn
dann etwas lernen und bestraft werden und rechtfertigen sich damit,
dass diese Art der Bestrafung unter anderem von den Deutschen selbst,
während sie in Tansania Kolonialherren waren, eingeführt und
etabliert wurde. Auch wird man eher belächelt, wenn man sagt, dass
man selbst nicht schlagen wird und lieber zu anderen Bestrafungen,
wie z.B. Holz oder Müll sammeln greift.
Aber zurück zum Kindergarten! Wenn die
Lehrerin keine Lust mehr hat, oder etwas anderes zu tun hat, geht sie
auch einfach mal aus dem Klassenzimmer, sagt zu den Kindern zuvor
„lala!“ (Schlaft!) und beauftragt einen der Älteren (mit einem
Stock ausgestattet) darauf zu achten, dass alle ruhig mit ihren
Köpfen auf der Schulbank liegen bleiben und keinen Quatsch machen.
Auch das ist etwas, das für mich schwer zu verstehen ist, könnte
man diese Unterbrechung doch als Spielpause für die Kinder benutzen,
schließlich sind sie erst im Alter zwischen drei und sechs Jahren.
Aber vielleicht kann ich, wenn ich etwas länger dort gearbeitet habe
und auch besser die Sprache kann, dieses Thema mal ansprechen und das
als Vorschlag bringen...
Zum frühen Mittagessen oder späten
Frühstück – was von beiden es sein soll, habe ich leider noch
nicht so recht herausgefunden :) - ,bei dem es meistens „kande“
(gekochte Bohnen mit Mais) gibt, setzen sich die Kleinen, nachdem sie
alle schön ordentlich die Hände gewaschen haben, an die Wände von
einem kleinen Raum und warten, bis die Lehrerin 2-3 der älteren
Kinder beauftragt das Essen auszuteilen. Nach dem Essen wäscht immer
eine kleine Gruppe zusammen ab und stellt das Geschirr zum trocknen
in die Sonne, während die anderen Kinder ein bisschen Zeit zum
spielen haben, bis es zurück ins Klassenzimmer geht. Dort wird
meistens noch ein kleines bisschen Unterricht gemacht, die
Anwesenheit der Kinder kontrolliert oder irgendetwas besprochen.
Bevor es nach Hause geht singen alle Kinder immer ein englisches
„Goodbye“-Lied und „tanzen“ dazu. Eigentlich wedeln sie
vielmehr mit den Armen, aber lustig sieht es auf jeden Fall aus und
hört sich auch so an, singen sie doch mehr „gudibai“ als
„goodbye“, aber Spaß macht es ihnen auf jeden Fall!
Da ein Teil meines Heimweges der
gleiche ist, wie von einigen Kindern, werde ich dabei immer von einer
ganzen Horde begleitet, die alle an meinen Händen laufen wollen.
Allerdings ist es bisschen schwierig zu laufen, wenn man an jeder
Hand 3-6 Kinder hat, wodurch mein Weg immer etwas länger dauert :)
Aber pole pole!
In der Schule läuft der Alltag ganz
anders ab. Montags wird sich, noch vor dem Unterricht, auf dem
Schulplatz, in frisch gewaschenen und gebügelten Schuluniformen,
versammelt, die tansanische Flagge gehisst und das Schullied, sowie
die Nationalhymne gesungen.
Kommen dabei Schüler zu spät oder gar
nicht, werden sie bestraft – auch hier wieder mit Schlägen. Dafür
gehen sie in das Lehrerzimmer, suchen einen der vielen Stöcke aus
und bringen diesen dann dem Lehrer, der sie auch bestraft. Zum Glück
musste ich allerdings bei solch einer Bestrafung noch nicht zu
schauen! Für mich ist es schon schlimm genug, wenn ich es höre, was
leider des öfteren vorkommt.
Der Unterricht selber läuft recht
ähnlich wie bei uns in Deutschland ab, bis auf ein paar kleinere
Unterschiede: Normalerweise sollte nur Englisch gesprochen werden, da
aber, vor allem die Form 1, noch nicht so gut Englisch können, wird
doch öfter noch zusätzlich auf Kisuaheli unterrichtet. Wenn die
Schüler etwas sagen, müssen sie aufstehen und wenn sie an die Tafel
kommen, um etwas aufzuschreiben, müssen sie mit einem Knicks die
Kreide entgegennehmen. Anfangs fand ich das etwas irritierend, aber
mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt.
Woran ich mich allerdings noch nicht
gewöhnt habe – und, wie mit den Schlägen als Bestrafung, weiß
ich nicht, ob sich das bei mir jemals einstellen wird – ist die
„Unterwürfigkeit“ mit der die Schülern den Lehrern
entgegentreten. Respekt vor Lehrern ist klar, ist bei uns –
zumindest meistens – ja ebenso der Fall, aber hier wirken die
Schüler richtig eingeschüchtert. Wahrscheinlich kommt das daher,
dass sie jederzeit befürchten Schläge zu bekommen. Leider wird das,
in meinen Augen zumindest, von den Lehrern auch ziemlich ausgenutzt
(teilweise sagen sie auch, dass sie gern die Schüler
herumkommandieren). So werden die Schüler für alles herangezogen –
das Essen für die Lehrer ins Lehrerzimmer bringen, das Geschirr
spülen, Räume sauber machen... Was bei uns als Bestrafung genommen
wird ist hier also gewissermaßen selbstverständlich.
Ich versuche allerdings den Schülern
gegenüber ebenbürtig aufzutreten, wobei sie trotzdem noch Respekt
vor mir haben müssen. Teilweise ist das allerdings nicht so einfach,
da sie es einerseits das Verhalten der anderen Lehrer schon so sehr
gewohnt sind und ich andererseits immer bisschen als die Weiße
belächelt werde. Ich glaube aber, dass meine Schülerinnen (in der
Form 1 gibt es nur Mädchen, weil die Schule in naher Zukunft zu
einer Mädchenschule umstrukturiert werden soll) mich mittlerweile
schon voll und ganz akzeptiert haben und auch meinen Unterricht gut
finden – zumindest schieße ich das aus ihrem Verhalten mir
gegenüber :)
Vergangenes Wochenende war die
Congratulation der Form 4. Das ist quasi die Zeugnisvergabe an die
Abschlussklasse, bevor sie ihre Prüfungen schreiben, woraus eine Art
offizielles Fest gemacht wird. (Nachdem die Schüler die
Abschlussprüfungen erfolgreich bestanden haben und falls sie das
Geld dazu haben, können sie an eine größere Secondary School gehen
und dort die Form 5 und 6 besuchen, um danach dann studieren gehen zu
können. Der Abschluss der Form 6 ist vergleichbar mit unserem
Abitur.) Das war nicht nur schön mit anzusehen, weil es mal wieder
etwas neues war, sondern auch weil man alle Schüler zusammen mal
ganz ausgelassen erlebt hat und abgesehen davon hat es mich auch
bisschen an meinen eigenen Abiball erinnert :)
Die ganze Woche gab es deswegen keinen
Unterricht, weil die Schüler mit den Vorbereitungen beschäftigt
waren – Tänze einstudieren, Lieder singen, Hütten gegen die Sonne
bauen... An dem Tag selber hat man so richtig gemerkt, dass die
Schüler der Form 4 ganz schön aufgeregt waren – und schick
rausgeputzt waren sie noch dazu!
Zuerst gab es einen Gottesdienst,
schließlich ist es ja eine katholische Schule. Danach ging der
offizielle Teil los, mit den Aufführungen der Schüler, sämtlichen
Reden und natürlich der Zeugnisvergabe und den Ehrungen. Und, wie
meistens bei irgendwelchen tansanischen Festen, wurde das ganze
moderiert, diesmal von einem Lehrer. Wie bei uns wurden, als dieser
Teil vorbei war, wild Fotos gemacht von den Schülern gemacht. So
einen Moment muss ja auch bildlich festhalten!! Bevor es dann ans
Tanzen ging – wofür extra ein DJ organisiert wurde – gab es noch
das typische Essen: Pilau (Gewürzreis), Wali (normaler Reis),
Kartoffeln, Erbsen, Kohlgemüse, Fleisch und Wassermelone.
Das Tanzen am Schluss hat mich wirklich
am meisten an meinen Abiball erinnert und es war wirklich schön
zuzusehen! Selber zu tanzen habe ich dann doch lieber gelassen, wäre
bestimmt peinlich für die Schüler geworden, wenn ihre deutsche
Lehrerin, die nach ihrem Sinne nicht tanzen kann, zusammen mit ihnen
auf der Tanzfläche steht :)